Veranstaltung: | Stadtparteitag im Januar |
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Tagesordnungspunkt: | 5. Anträge |
Antragsteller*in: | AK Klima (dort beschlossen am: 11.12.2019) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 21.12.2019, 19:58 |
A3: Stadtklima schützen - Hachinger Tal freihalten!
Antragstext
Die GRÜNEN München setzen sich auf Partei- und Mandatsebene konsequent für eine
vollständige Erhaltung der Frisch- und Kaltluftschneise Hachinger Tal auf
Münchner Flur ein. Dazu wird zusammen mit den Umlandkommunen, dem Bezirk
Oberbayern und dem Freistaat Bayern an einem regionalen Konzept zur Freihaltung
des Hachinger Tals im südlich der Stadt befindlichen Bereich gearbeitet. Diese
Ausarbeitung ist geknüpft an eine intensive Bürgerbeteiligung.
Begründung
Das Stadtklima Münchens ist geprägt von einer sogenannten Städtischen Wärmeinsel. In der Stadt ist es besonders in Hochsommernächten deutlich wärmer als im Umland. Diesen Effekt haben mehrere Studien belegt, wie die im Jahr 2016 veröffentlichte Stadtklimaanalye der LH München, erstellt von der GEO-NET Umweltconsulting GmbH. Im Zuge des Klimawandels nimmt bereits aktuell die Anzahl der Hitzetage (Tage mit Höchstwert größer gleich 30°C) und die Anzahl der körperlich besonders belastenden Tropennächte (Tiefstwert nicht unter 20°C) deutlich zu. In den kommenden Jahrzehnten wird sich laut zitierter Studie die Zahl der Hitzetage etwa vervierfachen, Hitzewellen werden länger und gefährlicher. Die Zahl der Tropennächte wird acht Mal so hoch ausfallen. Besonders letztere sind gesundheitlich höchst kritisch einzuschätzen, da beispielsweise die Anzahl von Herz-Kreislauf-Beschwerden und die Steigerung der hitzebedingten Todesfälle damit in enger Beziehung stehen. Alte Menschen, chronisch Kranke und Kinder sind besonders gefährdet. Zudem sammeln sich in Städten Luftschadstoffe, welche eine zusätzliche Gesundheitsbelastung darstellen.
Unter diesem Aspekt muss es der Kern der Stadtplanung Münchens sein, die Schadstoffbelastung und besonders die Überhitzung der Stadt möglichst gering zu halten. Über verschiedene Methoden kann dies gelingen – am effektivsten ist dabei die Funktion der Kalt- und Frischluftschneisen. Diese lassen schadstoffarme und kühle Luft vom Umland in die Stadt strömen.
München hat durch die Alpen einen besonderen Vorteil: Das sogenannte alpine Pumpen. In den Alpen entsteht nachts Kaltluft, welche von Süden bei windschwachen Nächten bis in die Stadt strömt. Die Kühlungswirkung im Stadtgebiet kann jene oben zitierte Studie auf mehrere Grad Celsius beziffern. Damit kann demnach die Anzahl von Tropennächten in der Stadt massiv reduziert werden. Die Luft aus dem Umland ist zudem schadstoffarm, also doppelt wertvoll.
Laut Klimafunktionskarte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) von 2013 versorgt die Luftleitbahn Hachinger Tal rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger Münchens in den südlichen und südöstlichen Stadtbezirken, wenn nicht sogar in abgeschwächter Form bis ins Zentrum der Stadt, mit Frisch- und Kaltluft. Sie ist damit die wichtigste Frischluftzufuhr Münchens.
Die Landeshauptstadt München hat zur Bewertung der Situation ein weiteres Gutachten beim DWD in Auftrag gegeben. Obwohl dem Umweltreferat dieses Gutachten schon lange vorliegt, werden die Daten nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben. Wir fordern daher parallel eine unverzügliche Veröffentlichung des Gutachtens. Einen entsprechenden Antrag hat die grün-rosa Fraktion im Stadtrat bereits im Herbst 2019 eingereicht.
Die wissenschaftliche Bewertung vorangegangener Studien zeigt: Im Hachinger Tal ist ein höchst sensibler Umgang mit den Flächen im Münchner Süden und dem Umland unumgänglich! Aktuell existieren jedoch Pläne, die wichtigste Kalt- und Frischluftschneise Münchens, zu großen Teilen zu bebauen. Derzeit befindet sich das „Strukturkonzept Hachinger Tal“ in der BA-Beteiligung, im Vorgriff auf die Stadtratsbefassung. Ziel dieses Strukturkonzepts ist eine massive Bebauung der Frischluftschneise im Hachinger Tal, vorrangig für Gewerbe auf Neubiberger Flur, aber auch für Wohnungsbau auf Münchner Flur. Dadurch wird eine massive Abschwächung der alpinen Luftströme und die Funktion des Grünzugs als Frischluftzufuhr riskiert, obwohl beispielsweise neuer Wohnraum im benachbarten Gewerbegebiet Perlach entstehen könnte. Bereits die Baupläne des Infineon-Areals wurden 2001 nur unter hohen Auflagen an die Architektur zugelassen. Auch dies war bereits ein kritisch zu bewertender Eingriff in das Hachinger Tal. Die aktuell geplante Bebauung lehnen wir unter diesen Umständen entschieden ab.
Flächen mit einer derartig wichtigen bioklimatischen Funktion sollen als Tabuflächen eingestuft und von jeglicher Bebauung freigehalten werden, solange die Unbedenklichkeit der Planungen mittels klimatischer Untersuchungen nicht nachgewiesen werden kann. Zukünftige Planungsprozesse müssen mit einer intensiven Bürger*innenbeteiligung verknüpft werden und gemeindeübergreifende Dialogformate beinhalten.
Unterstützer*innen
- Albert Högner (KV München)
- Sanne Kurz (KV München)
- Alexandra Nürnberger (KV München)
- Michael Seyfried (KV München)
- Jeanne Emilia Riedel (KV München)
- Stephan Clemens (KV München)